Kokosblütenzucker wurde in den letzten Jahren als gesunde Alternative zum herkömmlichen Haushaltszucker vermarktet und entsprechend immer beliebter. Doch was ist dran an diesem Trend?

Laut einigen Quellen, soll Kokosblütenzucker gesünder sein als Haushaltszucker, da er „natürlicher“ verarbeitet sei, mehr Nährstoffe wie Mineralien und Ballaststoffe enthalte und außerdem einen niedrigeren glykämischen Index besitze.

Doch was sind die wissenschaftlichen Beweise, dass Kokosblütenzucker tatsächlich gesünder ist und einen gesundheitlichen Vorteil gegenüber anderem Zuckerersatz oder einfachem Haushaltszucker bietet?

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Glykämischer Index von Kokosblütenzucker nur leicht unter Haushaltszucker

Laut einigen Veröffentlichungen, hat das philippinische Landwirtschaftsministerium den glykämischen Index von Kokosnusszucker gemessen im Vergleich zu Glukose und kam damals auf einen glykämischen Index von 35.

Jüngste Ergebnisse von der Universität Sydney (Australien) und der Glycemic Index Foundation haben ergeben, dass der tatsächliche glykämische Index von Kokosnusszucker bei 54 liegt und nicht bei 35.

Der glykämischen Index Kokosnusszucker liegt leicht unter dem von Haushaltszucker mit einem Index von 65 . Ein niedrigerer glykämischer Index bedeutet, dass der Zucker langsamer ins Blut aufgenommen wird und somit den Blutzuckerspiegel weniger stark ansteigen lässt. Allerdings ist der Unterschied nicht besonders groß und somit ist der Effekt auf den Blutzuckerspiegel vermutlich vernachlässigbar so lange keine Human Daten dazu vorliegen.

Kokosblütenzucker marginal „gesünder“: Kaum mehr Mineralien oder Nährstoffe

Der Anteil an Saccharose und dessen Bausteine Fruktose (Fruchtzucker) und Glucose (Traubenzucker) liegt bei Kokosblütenzucker zwischen 88 und 90 Prozent. Der Rest sind hauptsächlich weitere Kohlenhydrate sowie Wasser. Weitere Inhaltsstoffe sind nur in sehr geringem Umfang enthalten. Dazu gehören vor allem die Mineralien Eisen, Zink, Kalzium und Kalium sowie einige kurzkettige Fettsäuren, Polyphenole und Antioxidantien, die ebenfalls gesundheitsfördernd sein können. Außerdem enthält er einen Ballaststoff namens Inulin, der die Glukoseaufnahme verlangsamen kann und erklären könnte, warum Kokosnusszucker einen niedrigeren glykämischen Index hat als normaler Haushaltszucker. Allerdings sind die Mengen dieser Inhaltsstoffe so geringe Spuren und können kaum einen Ernährungsphysiologisch wertvollen Beitrag zur Nährstoffversorgung darstellen.

Immer noch dieselben Kalorien wie “normaler” Zucker

In der Zusammensetzung unterscheidet sich Kokosblütenzucker allerdings nicht allzu stark von Haushaltszucker. Normaler Haushaltszucker (Saccharose) besteht zu 50 % aus Fruktose und zu 50 % aus Glukose. Kokosnusszucker ist damit nicht fruktosefrei und kann für Menschen mit Fruktoseintoleranz nicht empfehelnswert sein. Kokosnusszucker besteht er zu 70-80 % aus Saccharose, die zur Hälfte aus Fructose besteht

Kokosnusszucker ist sehr kalorienreich wie normaler Zucker auch. Man müsste eine un Menge davon essen, um Ihren Bedarf an den oben genannten Nährstoffen zu decken.

Angesichts dieser Daten empfehlen wir, zuckergesüßte Getränke zu vermeiden und stattdessen Getränke wie Milch und Kaffee ohne Süße zu wählen (Hur et al 2021)

Keine anerkannten Studien zu Kokosblütenzucker

Bislang gibt es kaum anerkannte wissenschaftliche Studien, die Aussagen über die gesundheitlichen Wirkungen von Kokosblütenzucker zulassen.

Es gibt lediglich eine einzelne Pilotstudie, die auf eine potenziell kardioprotektive Wirkung bei Erwachsenen mittleren und höheren Alters hindeutet.

Die Kokosblütenzucker Studie

Eine kleine doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Pilotstudie mit 19 gesunden Personen aus dem Jahr 2023 zeigt einen 7% igen Rückgang des systolischen Blutdrucks und der Arterien Steifigkeit von Cocozen, einem neuartigen Kokosblütenzucker Pulver (Akay Natural Ingredients) im Vergleich zum Süßstoff Aspartam als Placebo.

Über einen Zeitraum von acht Wochen nahmen die Teilnehmer entweder täglich 1,5 Gramm Kokosblütenzucker Pulver oder ein Aspartam-Placebo zu sich. Der Effekt konnte nur belegt werden für ältere Personen ab 55 Jahren, nicht bei jüngeren Menschen unter 55. Die Studie wurde finanziert durch den Hersteller Akay Natural Ingredients.

Was fehlt in der Kokosblütenzucker Studie?

Obwohl die Pilotstudie positive Ergebnisse für ältere Menschen gezeigt hat, ist es wichtig zu beachten, dass nur 19 Probanden teilgenommen haben. Diese Stichprobengröße ist zu klein und kann nicht repräsentativ für die gesamte Bevölkerung sein. Außerdem wurde die Studie von dem Hersteller des Kokosblütenzucker Pulvers finanziert, was die Möglichkeit von Interessenkonflikten erhöht. Es gibt auch keine Langzeitstudien, um die langfristigen Auswirkungen des regelmäßigen Konsums von Kokosblütenzucker auf die Gesundheit zu untersuchen.

Es sind also weitere Studien notwendig, um diese Ergebnisse zu bestätigen.

Bislang gibt es kaum anerkannte wissenschaftliche Studien, die Aussagen über die gesundheitlichen Wirkungen von Kokosblütenzucker zulassen.

Kokosblütenzucker : gesünder für die Darmflora als Haushaltszucker?

Zum speziellen Effekt von Kokosblütenzucker auf die Darmflora oder die Darmgesundheit gibt es keine Daten. Kokosblütenzucker enthält geringste Mengen Inulin, einem präbiotischen Ballaststoff, was Zucker jedoch nicht zu einem Ballaststofflieferanten für darmgesunde Ernährung macht.

Kokosblütenzucker nicht gesünder: Keine gesundheitsbezogenen Aussagen erlaubt

Laut dem Bundeszentrum für Ernährung (BzfE) gilt Kokosblütenzucker aufgrund seines hohen Saccharosegehaltes nicht als gesunder Zuckerersatz für Menschen mit Diabetes. Tatsächlich darf sich Kokosblütenzucker aus lebensmittelrechtlicher Sicht nicht mit gesundheitsbezogenen Aussagen schmücken, da es keine Beweislast für dessen gesundheitsfördernde Wirkung gibt. Daher sind keinerlei Gesundheitsaussagen (Health Claims) auf Verpackungen oder Werbebotschaften von Herstellern für Kokosblütenzucker erlaubt.

Fazit: Keine ausreichenden Beweise für gesundheitlichen Nutzen von Kokosblütenzucker

Kokosnusszucker ist kein Wundernahrungsmittel. Er ist dem normalen Haushaltszucker sehr ähnlich, auch wenn der Herstellungsprozess natürlicher ist und er auch einige kleinere Mengen an Nährstoffen enthält. Wenn man Kokosblütenzucker verwenden möchte, sollte man genauso sparsam damit umgehen wie mit Haushaltszucker oder anderem Zuckerersatz.

Man könnte sagen:

Kokoszucker bewegt sich in einer ähnlichen Kategorie wie Honig: Er ist gesünder als raffinierter Zucker, aber definitiv schlechter als gar kein Zucker.

Zusätzlich zu bedenken ist, dass Zuckeralternativen wie Kokosblütenzucker durch lange Transportwege aus dem südostasiatischen Raum die Umwelt belasten mit einem hohen CO2-Fußabdruck. Auch ist Kokosblütenzucker vergleichsweise teuer ohne dabei gesundheitlichen Nutzen zu bieten: Ein Kilogramm kostet im Handel zwischen 15 und 30 Euro, während 1 kg normaler Zucker nur ca. 2-4 Euro kostet.

Kokosblütenzucker enthält zwar Spuren von Mineralstoffen und Vitaminen, um aber einen echten Beitrag zur Versorgung zu leisten, müsste man ungenießbar große Mengen essen.

Kokosblütenzucker ist am Ende immer noch ein simpler, freier Zucker.

Es gibt keine wissenschaftlichen Studien zur gesundheitlichen Wirkung von Kokosblütenzucker. Weder für den Blutzuckerspiegel, noch für den Nährstoffnutzen oder die Darmgesundheit gibt es eine Studienlage, die eine gesundheitsfördernde Wirkung von Kokosblütenzucker belegen würde.

Tipps

Auch Kokosblütenzucker in gesundem Maß genießen – was bedeutet das?

Die Begrenzung der täglichen Zuckerzufuhr wird von Fachgesellschaften, etwa der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, empfohlen.

Ein wichtiger Grund ist der Zusammenhang zwischen einem hohen Zuckerkonsum und der Entstehung verschiedener chronischer Erkrankungen wie Typ 2 Diabetes, Übergewicht, chronisch entzündliche Darmerkrankungen u.v.m. Den Zusammenhang zwischen Risikofaktoren in der Ernährung, dem Darm Mikrobiom und der Entstehung chronischer Erkrankungen erfährt man in meinem Buch Das Mikrobiom Komplott und noch etwas wissenschaftlicher in meinem Buch “The Toxic Microbiome”.

Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um weißen Haushaltszucker handelt oder vermeintlich natürlichere Alternativen, die ebenfalls freie Zucker enthalten. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt maximal 10 Prozent des täglichen Energiebedarfes in Form von freien oder zugesetzten Zuckern aufzunehmen. Diese Menge entspricht bei Erwachsenen etwa 25-50 Gramm täglich.

Nur um die Größenordnung im Kopf zu haben: 1 Dose Coca Cola enthält laut Herstellerangaben 39 Gramm Zucker. 1 EL Zucker sind ungefähr 13 Gramm laut Angaben diverser Kochbücher. 1 Stück Schoko Muffin ca 15-20 Gramm laut einer Querschnittsstudie aus 2018 aus England.

Zu freien und zugesetzten Zuckern zählen allerdings nicht nur Haushaltszucker oder Kokosblütenzucker, sondern zum Beispiel auch Honig, Zuckersirups, Agavendicksaft oder Apfeldicksaft etc.

Egal welche Süße man verträgt oder geschmacklich bevorzugt: in “Maßen” ist es ok!

Für optimale Nährstoffversorgung eine ausgewogene Ernährung beachten

Für eine gute Nährstoffversorgung ist eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten unumgänglich. Auch eine gesunde Darmflora kann durch diese ballaststoffreichen Lebensmittel unterstützt werden.

 

Meine Empfehlungen

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Alles Gute und herzliche Grüße,

Dr Sarah Schwitalla

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