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Einem neuen WHO-Bericht zufolge, der im April 2023 veröffentlicht wurde, ist weltweit 1 von 6 Menschen von Unfruchtbarkeit betroffen.

Darüber hinaus kämpft etwa jede zehnte Frau mit dem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS), ganz zu schweigen von einer Vielzahl anderer allgemeiner reproduktiver Gesundheitsprobleme, die speziell Frauen betreffen.

Diesen Artikel schreibe ich von Frau zu Frau. Aber auch für jeden Mann.

Denn Frauengesundheit ist nicht nur etwas für Frauen. Die Gesundheit von Frauen ist auch ein Thema für Männer.

Dieser Artikel ist für alle Frauen, die gesunde Kinder zur Welt bringen wollen. Er ist auch für Frauen, die mit Verdauungsproblemen, häufigen Vaginal- oder Blaseninfektionen, PCOS, Endometriose, Amenorrhö oder jeder Art von Hormonungleichgewicht zu kämpfen haben.

Wenn du ein Mann bist, der mit einer schönen Frau verheiratet ist, oder wenn du ein liebevoller Vater einer hübschen Tochter bist, dann ist dieser Artikel auch für dich.

In Deutschland sterben jedes Jahr über 25.000 Menschen an Darmkrebs1.

Es geht heute um:

  • warum ein gesundes Darm Mikrobiom für das Hormongleichgewicht der Frau, das vaginale Mikrobiom und die Fruchtbarkeit eine Rolle spielt
  • was die Risiken einer Dysbiose des Darms und der Vagina sind
  • wie man sich vor den Konsequenzen einer Mikrobiom Dysbiose in der Vagina und im Darm schützen kann
  • wie man die Darmgesundheit und ein gesundes Mikrobiom im Darm im Alltag aufbauen und erhalten kann

Hier Podcast anhören

 

Mikrobiom Dysbiose steht mit Frauenkrankheiten in Verbindung

Eine gute Darmgesundheit ist nicht nur für die Verdauung wichtig, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle für die Gesundheit von Frauen.

Studien haben gezeigt, dass eine Mikrobiom-Dysbiose, d. h. ein Ungleichgewicht in der Mikrobiota und ihrem Stoffwechsel, und die damit verbundenen Verdauungsprobleme, einschließlich der meisten Fälle von Reizdarmsyndrom, mit verschiedenen Frauenkrankheiten wie dem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS), Amenorrhö, Östrogen-Hormonstörungen, Vaginose, Blaseninfektionen und sogar verminderter Fruchtbarkeit in Verbindung stehen (Graham et al. 2021).

Tatsächlich deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass eine Dysbiose des Mikrobioms zur Entwicklung dieser Erkrankungen maßgeblich beitragen kann.

Wie genau sieht die Studienlage aus und was können wir dagegen tun?

Das Darmmikrobiom beeinflusst den Hormonspiegel von Frauen

Die Darmmikrobiota und ihre Stoffwechselprodukte haben lokale und systemische Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Entwicklung von Krankheiten, die ich u.a. bereits in meinem Buch „The Toxic Microbiome“ (Taylor & Francis, 2022) erörtert habe.

Eine der weniger erwarteten, aber entscheidenden Rollen des Mikrobioms ist die Metabolisierung des Hormons Östrogen und die Regulierung der aktiven und inaktiven Formen von Östrogen im Körper

Ungebundenes, freies Östrogen ist die biologisch aktive Form, die durch den Körper wandert. Konjugierte, gebundene Östrogene werden mit der Galle ausgeschieden und gelangen in den letzten Teil des Dünndarms, das Ileum, wo sie durch mikrobielle Enzyme des Darms, wie z. B. Beta-Glucuronidase, dekonjugiert und damit aktiviert werden (Graham et al. 2021; Baker et al 2017)

Ein dysbiotisches Mikrobiom und eine reduzierte Vielfalt des Darmmikrobioms werden mit einer veränderten Enzymaktivität in Verbindung gebracht, die sich auf den gesamten Hormon- und insbesondere den Östrogenspiegel im Körper auswirkt.

Interessanterweise zeigte eine prospektive Studie aus dem Jahr 2019, dass der Zustand des vaginalen Mikrobioms den Erfolg einer In-vitro-Fertilisation vorhersagen kann (Koedooder et al 2019).

Wie eine Dysbiose des Darm Mikrobioms mit PCOS und Blasenentzündungen in Verbindung steht

Eine verringerte mikrobielle Aktivität des Mikrobiota Enzyms β-Glucuronidase-führt beispielsweise zu einer verminderten Umwandlung von Östrogen in ihre zirkulierenden und aktiven Formen, was mit hypoöstrogenen Erkrankungen wie Fettleibigkeit, metabolischem Syndrom, kardiovaskulären Erkrankungen und kognitivem Verfall in Verbindung gebracht wird. (Baker et al., 2017)

Andererseits führt eine übermäßige Vermehrung von β-Glucuronidase-produzierenden Bakterien oder eine verstärkte Aktivität der Enzyme zu erhöhten Spiegeln zirkulierender Östrogene, die Krankheiten wie Endometriose oder PCOS begünstigen können, welche beide leider auch ein Risiko für verminderte Fruchtbarkeit sein können.

Neben einer veränderten bakteriellen Enzymaktivität können auch die Darmbakterien selbst eine Rolle spielen:

So ist beispielsweise bekannt, dass eines unserer Darmmikroben, das uropathogene Escherichia coli, aus dem Darm in die Blase wandern und dort Blaseninfektionen verursachen kann, ein Problem, das vor allem Frauen betrifft. (Swaine et al. 2013)

Eine Dysbiose des Darm Mikrobioms scheint jedoch das vaginale Mikrobiom und das weibliche Fortpflanzungssystem noch viel stärker zu beeinflussen als bisher angenommen.

Wie sich eine Dysbiose auf das vaginale Mikrobiom auswirkt

Der Östrogenspiegel wirkt sich auch wiederum unmittelbar auf das Mikrobiom aus.

Beispielsweise erhöht eine verstärkte Anreicherung von aktivem Östrogen in der Vagina die Produktion von Glykogen, welches ein Nährstoff für die pathogene Hefe Candida albicans ist. Eine Überwucherung kann das Risiko einer vulvovaginalen Candidose erhöhen, einer Pilzinfektion. (Balakrishnan et al. 2022; Bradford et al. 2017)

Eine andere Studie zeigte, dass Darmbakterien nicht nur in die Blase wandern, sondern auch das vaginale Mikrobiom besiedeln können. So konnte gezeigt werden, dass ein bedeutende Zahl Fälle mit vaginaler bakterieller Infektion durch Bakterien verursacht wird, die von sogenannten „extravaginalen Stellen“ erworben wurden: aus dem Darm. (Marrazzo et al, 2012)

Wie das Mikrobiom Schwangerschaft und Fruchtbarkeit beeinflusst

Ein dysbiotisches vaginales Mikrobiom stellt nicht nur ein Risiko für vaginale Infektionen dar, sondern beeinträchtigt die Fruchtbarkeit in vielerlei Hinsicht, indem es das Risiko für sexuell übertragbare bakterielle (Chlamydia, Neisseria, Trichomonas) und virale Infektionen einschließlich des humanen Papillomavirus (HPV) oder sogar HIV erhöhen kann. (Venneri et al 2022; Sirota et al, 2014)

Ein dysbiotisches vaginales Mikrobiom stellt auch einen Risikofaktor für den Beginn einer ungünstigen Schwangerschaft dar, da es mit mehreren schwangerschaftsbedingten Komplikationen wie Frühgeburt oder später Fehlgeburt korreliert. (Venneri et al 2022; Sirota et al, 2014)

Interessanterweise zeigte eine prospektive Studie aus dem Jahr 2019, dass der Zustand des vaginalen Mikrobioms den Erfolg einer In-vitro-Fertilisation vorhersagen kann (Koedooder et al 2019).

Die kritischsten Ursachen einer Mikrobiom Dysbiose

Die Ursachen für eine Mikrobiom-Dysbiose in unserem Körper sind multifaktoriell, zu den wichtigsten Einflussfaktoren gehören jedoch Antibiotika und andere Medikamente, übermäßige Hygienepraktiken, anhaltender Stress und insbesondere eine unausgewogene Ernährung, die durch einen Überschuss an zugesetzten, einfachem Zucker (z. B. in Softdrinks, Fertiggerichten und industriell verarbeiteten Lebensmitteln, Schokolade, Süßigkeiten usw.) und einen geringen Verzehr frischer, qualitativ hochwertiger pflanzlicher Lebensmittel wie Obst und Gemüse gekennzeichnet ist.

Auch bestimmte industrielle Lebensmittelzusatzstoffe, Pestizide, POPs und andere Lebensmittelkontaminanten verändern nachweislich die mikrobielle Enzymaktivität und die mikrobielle Zusammensetzung im Darm aber genauso an anderen Körperstellen, einschließlich der Vagina.

In meinem kürzlich erschienenen Buch „The Toxic Microbiome“ (T&F, 2022) habe ich dieses Thema etwas ausführlicher beschrieben.

Darüber hinaus haben Studien gezeigt, dass eine kalorienarme Ernährung (< 1000 kcal pro Tag) und ein Nährstoffmangel, der aus einer unterkalorischen oder unausgewogenen Ernährung resultiert, häufige Risikofaktoren für eine Dysbiose des Darmmikrobioms und damit verbundene Krankheiten sind.

Wie man Mikrobiom Dysbiose behandelt und verhindert

Um eine Dysbiose des Darm Mikrobioms und eine Vaginose zu verhindern und sogar zu behandeln, ist es wichtig, sich auf den Wiederaufbau und die Stärkung des Darm- und Vaginalmikrobioms zu konzentrieren

In schweren Fällen kann eine Antibiotika Gabe oder antimykotische Behandlung erforderlich sein. Obwohl diese Mittel nach wie vor die wichtigste Strategie zur akuten Behandlung von Vaginalinfektionen und Darminfektionen oder einigen Formen des Reizdarmsyndroms (SIBO) sind, ist ihre wiederholte Anwendung mit hohen Resistenz- und Rückfallraten verbunden und langfristig nicht erfolgreich, leider.

Daher ist es besonders wichtig, ein gesundes, ausgewogenes Mikrobiom nachhaltig und konstant zu regenerieren und zu erhalten um eine Dysbiose von vornherein zu verhindern.

Einige Studien unterstützen auch die Idee, dass die Einnahme von manchen probiotischen Bakterien und Hefen sich positiv auf die vaginale Gesundheit auswirken könnte (Yefet et al. 2020; Decherf et al. 2020).

Der wirksamste Weg zur Wiederherstellung und Stärkung eines gesunden Mikrobioms und zur Unterstützung des Immunsystems gegen Infektionen und Krankheiten ist jedoch eine ausgewogene, pflanzlich basierte Ernährung aus reichlich frischem Gemüse, Obst, Vollkorngetreide etc ist und damit reich an Mikronährstoffen und Ballaststoffen.

Wenn du jetzt an dem Punkt bist, dass du genauer wissen willst wie man einer Dysbiose im Darm und in der Vagina vorbeugen oder das Mikrobiom sogar nach einer Antibiotikabehandlung wieder herstellen kann, aber nicht weißt, wie du eine nährstoffdeckende, gesunde und gleichzeitig leckere Ernährung täglich umsetzen kannst, lade ich dich zu meinem professionell entwickelten Online-Programm „Darm Retreat – Heilen mit Ernährung“ ein, der auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert und dich genau dorthin bringen wird.

Glücklicherweise ist unser Körper ein intelligentes System, einschließlich unserer Mikroben, so dass alles, was gut für unser Darm Mikrobiom ist, auch für ein gesundes vaginales Mikrobiom, einen gesünderen Körper und ein längeres, glücklicheres Leben gut ist.

Welche Erkenntnis hatten Sie durch meinen Artikel? Schreiben Sie mir gern eine Nachricht Kommentare bei Facebook oder bei LinkedIn.

ich freue mich!

Alles Gute und herzliche Grüße,

Dr. Sarah Schwitalla

Dr. Sarah-Schwitalla
Dr. Sarah Schwitalla

PhD in molekularer Medizin und Biochemie 10 Jahre biomedizinische Krebs-Forschung und Pharmaindustrie Erfahrung TU München, Harvard Medical School, University of Cambridge.

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Referenzen

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