Darmkrebs in jungem Alter

Darmkrebs: Mindestens die Hälfte aller Fälle sind vermeidbar

Darmkrebs ist eine der häufigsten Krebsdiagnosen weltweit (mit starken regionalen Unterschieden, über die ich an anderer Stelle und auch in meinem neuen Buch etwas mehr sprechen werde). Die aktuellen Inzidenzraten zeigen, dass eine von 20 Frauen und einer von 17 Männern In Deutschland im Laufe ihres Lebens an Darmkrebs erkranken wird, die meisten davon über 70 Jahre, zumindest bisher1. Mindestens die Hälfte aller Krebsfälle wären vermeidbar. Die meisten Menschen können ihr Darmkrebs-Risiko durch einen gesunden Lebensstil geringhalten. Es sind in über 80-90% der Fälle nicht „die Gene“, die man vererbt bekommt2.

In Deutschland sterben jedes Jahr über 25.000 Menschen an Darmkrebs1.

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Immer häufiger Darmkrebs Diagnose in jungem Alter

Obwohl in den letzten Jahren die Gesamt-Zahl der Darmkrebs – Neuerkrankungen in vielen Ländern eher stabil bis sinkend ist, zumindest bei über 50-Jährigen, zeichnet sich dafür ein anderer bedenklicher internationaler Trend ab: bedeutend mehr Menschen bekommen eine Diagnose schon in jungem Alter (unter 50).

Die Prognose ist, dass die Inzidenzraten für Darmkrebs im Alter von 20 bis 34 Jahren bis zum Jahr 2030 fast mehr als verdoppeln wird3.

 

Darmkrebs bei jüngeren Erwachsenen ist nach wie vor relativ selten, aber die Tatsache, dass die Raten in den letzten drei Jahrzehnten angestiegen sind - und wir nicht verstehen, warum - ist ein dringendes Anliegen der öffentlichen Gesundheit und eine Priorität in der Krebsprävention (Hur et al 2021)

 

 

Darmkrebs bei Jüngeren aggressiver als bei Älteren

Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass es nicht nur an der Diagnostik liegt, auch das molekulare Profil im Krebsgewebe der jungen Menschen ist offenbar aggressiver. Das erhöht das Risiko daran zu sterben. Das ist besonders fatal, denn regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind normalerweise erst ab 50 empfohlen, womit bei den vielen jungen Menschen der Krebs zu spät entdeckt werden könnte. Die Amerikaner empfehlen mittlerweile eine Vorsorgeuntersuchung schon ab 45.

Neben den lange bekannten Haupt-Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel, Alkohol oder eine ballaststoffarme Ernährung haben Wissenschaftler in einer neuen Analyse dieses Jahr (2021) aus einer großen Kohortenstudie mit über 116 000 Frauen einen neuen möglichen Risikofaktor entdeckt, der besonders in Verbindung steht mit einer Darmkrebs-Diagnose auch in jungem Alter: zuckergesüßte Getränke wie Limonaden, Cola, Eistee & Co.

Täglich gesüßte Getränke? Doppelt so hohes Risiko für Darmkrebs unter 50

Zwischen 1991 und 2015 hat man bei den über 116 000 Frauen mit detaillierten Fragebögen die Ess- und Trinkgewohnheiten getrackt. Verglichen mit Frauen, die weniger als 236,5 ml pro Woche an mit Zucker gesüßten Getränken (weniger als 1 Glas voll) als Jugendliche (unter 19 Jahren) tranken, hatten diejenigen, die zwei oder mehr Gläser pro Tag tranken, ein mehr als doppelt so hohes Risiko, an Darmkrebs schon vor dem 50. Lebensjahr zu erkranken4. Die Verbindung zeigte sich beispielsweise nicht bei Fruchtsaft.

Ein häufiger Konsum von zuckergesüßten Getränken steht in Verbindung mit Stoffwechselproblemen und Typ 2 Diabetes, was wiederum auch kürzlich als bedeutender Risikofaktor für Darmkrebs im jungen Alter entdeckt wurde in einer anderen Studie5.

Obwohl noch mehr Studien und Analysen nötig sind, um diese Verbindung zu bestätigen, viele weitere Risikofaktoren immer eine zusätzliche Rolle spielen und nur Frauen in der Studie teilnahmen, ist es ist ein erstes Signal an jeden seine Getränke Gewohnheiten zu hinterfragen, wenn man ganz sicher sein Darmkrebsrisiko senken möchte.

Angesichts dieser Daten empfehlen wir, zuckergesüßte Getränke zu vermeiden und stattdessen Getränke wie Milch und Kaffee ohne Süße zu wählen (Hur et al 2021)

Darmkrebs vorbeugen mit den richtigen Getränken

Die Wissenschaftler der aktuellen Studie schlagen als Alternative vor ungesüßte Getränke wie Kaffee oder Milchkaffee zu trinken (ohne Zucker natürlich), hierfür haben sie ein verringertes Risiko für Darmkrebs feststellen können.

Diese Beobachtungs-Studie beweist noch nicht, dass zuckerhaltigen Getränken Darmkrebs verursachen Krebs verursacht oder dass Kaffee wirklich schützt, aber weniger oder kein Zucker und vor allem in konzentrierter Dosis in Getränken ist aus vielerlei Hinsicht besser für unsere Gesundheit.

Außerdem: Darmkrebs Vorsorge ist wichtig (offenbar auch schon ab 45 Jahren), auch wenn es unangenehm ist. Je früher Darmkrebs entdeckt wird, desto besser die Chance, nicht an Darmkrebs zu sterben.

Referenzen

  1. Krebs – Colorectal cancer. https://www.krebsdaten.de/Krebs/EN/Content/Cancer_sites/Colorectal_cancer/colorectal_cancer_node.html. Accessed June 10, 2021.
  2. Diet and Cancer Report | WCRF International. https://www.wcrf.org/diet-and-cancer/. Accessed May 18, 2021.
  3. Bailey CE, Hu CY, You YN, et al. Increasing disparities in the age-related incidences of colon and rectal cancers in the United States, 1975-2010. JAMA Surg. 2015;150(1):17-22. doi:10.1001/jamasurg.2014.1756
  4. Hur J, Otegbeye E, Joh HK, et al. Sugar-sweetened beverage intake in adulthood and adolescence and risk of early-onset colorectal cancer among women. Gut. 2021. doi:10.1136/gutjnl-2020-323450
  5. Ali Khan U, Fallah M, Tian Y, et al. Personal History of Diabetes as Important as Family History of Colorectal Cancer for Risk of Colorectal Cancer: A Nationwide Cohort Study. Am J Gastroenterol. 2020;115(7):1103-1109. doi:10.14309/ajg.0000000000000669

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