Darmkrebs: ein immer noch totgeschwiegenes, ernstes Gesundheitsproblem
Pinke Schleifen sieht man jedes Jahr ĂŒberall: im Brustkrebs Awareness Monat Oktober rufen viele Organisationen und Menschen Kampagnen aus, um Aufmerksamkeit fĂŒr die Wichtigkeit der Brustkrebs-PrĂ€vention zu erregen. Pinke Anstecknadeln, Veranstaltungen & Co werden fleiĂig genutzt.
Den âBlaue Schleifenâ Monat MĂ€rz kennt man hingegen so gut wie gar nicht: es ist Darmkrebs- Awareness Monat.
Darmkrebs gehört seit Jahren durchgĂ€ngig unter die Top 3 der hĂ€ufigsten Krebsdiagnosen und TodesfĂ€lle in Europa1. Darmkrebs ist ein ernstes, globales Problem der öffentlichen Gesundheit. Im Jahr 2020 war Darmkrebs die am dritthĂ€ufigsten diagnostizierte Krebserkrankung und die zweithĂ€ufigste Ursache fĂŒr KrebstodesfĂ€lle weltweit. Mit 60 000 Neuerkrankungen und 25 000 TodesfĂ€llen ist Darmkrebs jĂ€hrlich nach wie vor eine der hĂ€ufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Die derzeitigen Inzidenzraten zeigen, dass bei einer von 20 Frauen und einem von 17 MĂ€nnern im Laufe ihres Lebens Darmkrebs diagnostiziert wird2,3. Nach einer Diagnose leben nach 5 Jahren nur noch etwas mehr als die HĂ€lfte von ihnen.
Wir könnten eine Diagnose von vornherein verhindern.
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Darmkrebs ist vermeidbar: eine Anleitung
Es geht um Lifestyle.
UngefÀhr 70 % der Krebsdiagnosen sind vermeidbar (Waluga et al 2018)
Der World Cancer Research Fund, genau wie die WHO und sÀmtliche Fachgesellschaften weltweit predigen durch einen gesunden Lebensstil sein Risiko zu senken. Laut aktueller wissenschaftlicher EinschÀtzung könnten wir so nahezu 70% aller KrebsfÀlle vermeiden.
Basierend auf eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien und den offiziellen Empfehlungen habe ich 9 Punkte zusammengefasst, um bestmöglich und effektiv sein individuelles Risiko fĂŒr Darmkrebs zu senken.
Eine Kombination aus
a) gesĂŒnderem Lifestyle und b) Vermeiden von Risikofaktoren
kann uns sehr effektiv vor Darmkrebs schĂŒtzen, ganz unabhĂ€ngig vom genetischen Risiko5.
Dies ist eine grobe Zusammenfassung der stÀrksten und einflussreichsten Faktoren, die Liste ist jedoch nicht erschöpfend! Ich verlinke HIER eine Zusammenstellung meiner Artikel zu einzelnen Faktoren, die Sammlung enthÀlt auch Rezepte und wird stetig erweitert
Lifestyle PrÀvention
- Ăbergewicht vermeiden. Angesichts der Tatsache, dass wir weltweit derzeit 2 Milliarden Ăbergewichtige bis Adipöse Menschen inkl. Kindern haben, ist dies ein besonders kritischer Punkt. Ăbergewicht steht im Zusammenhang mit einem bis zu 70% erhöhten Risiko fĂŒr Darmkrebs bei MĂ€nnern und einem nahezu 3x erhöhten Risiko fĂŒr eine Darmkrebs-Erkrankung bei Frauen schon unter 50 Jahren6.
- Bewegung. Zu wenig Bewegung steht laut der Global Burden of Disease Study in den Top 15 der hĂ€ufigsten Todesursachen bei MĂ€nnern und Frauen (7 von den Top 10 sind Folgen falscher ErnĂ€hrung)7. Mehr dazu auch in meinem Buch âdas Mikrobiom Komplottâ. Die Organisationen WCRF und WHO empfehlen 150 Minuten moderate AktivitĂ€t wie schnelles Gehen, Wandern, GĂ€rtnern etc oder 75 Minuten Sport pro Woche
- Ballaststoffreiche ErnĂ€hrung. Eine aktuelle Studie aus UK (2021) analysierte, dass nahezu 60-70% aller Darmkrebs-FĂ€lle bei MĂ€nnern und Frauen durch die ErnĂ€hrung, ein gesundes Körpergewicht und wenig Alkohol verhinderbar sind8. Allein ca 40% der DarmkrebsfĂ€lle wĂ€ren vermeidbar NUR durch eine ballaststoffreiche ErnĂ€hrung aus Vollem Korn (Vollkorn-Getreide), HĂŒlsenfrĂŒchten, Obst, GemĂŒse, NĂŒsse & Kerne.
- Babys stillen fĂŒr die ersten 6 Monate. Gestillte Kinder haben eine verringerte Wahrscheinlichkeit, ĂŒbergewichtig werden, im Vergleich zu nicht gestillten Kindern. Ăbergewicht oder Fettleibigkeit in der Kindheit fĂŒhren in der Regel zu Ăbergewicht oder Fettleibigkeit im Erwachsenenalter.
â40 bis 45 Prozent aller Krebserkrankungen könnten wir mit einiger zeitlicher Verzögerung verbannen, wenn alle Risikofaktoren dafĂŒr aus der Welt geschafft werden könntenâ (Michael Baumann, Forschungsvorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums DKFZ in Heidelberg, 2020)
Risikofaktoren vermeiden
- Vermeide industrielle Lebensmittel mit hohem Fett und Zuckergehalt (tiefgehende Details & alle HintergrĂŒnde in meinem Buch)
- Reduziere oder vermeide Fleisch, insbesondere rotes Fleisch und verarbeitetet Wurstwaren. Die IARC (International Agency for Research on Cancer) der WHO hat rotes Fleisch als Karzinogen der Klasse 2 und Wurstwaren der Klasse 1 (krebserregend fĂŒr den Menschen) eingestuft. Ebenso gilt dies fĂŒr die Stoffwechselprodukte die im Körper beim Verdau, auch durch das Darmmikrobiom, entstehen9 (Mehr dazu in meinem zweiten Buch âToxic Microbiomeâ (erscheint 2022, Taylor & Francis).
- ZuckergesĂŒĂte GetrĂ€nke wie Softdrinks (Cola, Eistee, Energy Drinks etc) meiden oder stark reduzieren. ZuckergesĂŒĂte GetrĂ€nke stehen im Zusammenhang mit Diabetets Typ 2 und Ăbergewicht (s. Punkt 1) und auch mit einer Darmkrebs-Diagnose schon unter 50 Jahren.
- Vermeide Alkohol (Artikel folgt)
- Supplements (NahrungsergĂ€nzungsmittel) haben bisher keinen Nutzen in Studien gezeigt, um Darmkrebs oder irgendeinen Krebs vorzubeugen. In konzentrierter Dosis oder als MultiprĂ€parate können sie sogar schĂ€dlich sein. (Artikel folgt. Alternativ fĂŒr den Einstieg: Ă€ltere Podcast Episode anhören)
HIER ist eine Ressourcen Sammlung „Darmkrebs PrĂ€vention“ mit einigen Artikeln, Podcasts und Rezepten. Die Sammlung wird stetig erweitert.
Referenzen
- IARC, WHO. Globocan 2020 Number of Cancer Cases.
- Krebs – Colorectal cancer. https://www.krebsdaten.de/Krebs/EN/Content/Cancer_sites/Colorectal_cancer/colorectal_cancer_node.html. Accessed June 11, 2021.
- Krebs – Krebs in Deutschland. https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/krebs_in_deutschland_node.html. Accessed June 20, 2021.
- Waluga M, Zorniak M, Fichna J, Kukla M, Hartleb M. Pharmacological and dietary factors in prevention of colorectal cancer. J Physiol Pharmacol. 2018;69(3). doi:10.26402/jpp.2018.3.02
- WCRF. Cancer Prevention Recommendations – Preventing cancer | World Cancer Research Fund. https://www.wcrf-uk.org/preventing-cancer/our-cancer-prevention-recommendations/. Published 2022. Accessed March 10, 2022.
- Liu PH, Wu K, Ng K, et al. Association of Obesity with Risk of Early-Onset Colorectal Cancer among Women. JAMA Oncol. 2019;5(1):37-44. doi:10.1001/jamaoncol.2018.4280
- Murray CJL, Lopez AD. Alternative Projections of Mortality and Disability by Cause 1990-2020: Global Burden of Disease Study. http://info-centre.jenage.de/assets/pdfs/library/murray_lopez_et_al_LANCET_1997.pdf. Accessed September 25, 2018.
- Higher number of bowel and breast cancer cases can be prevented through lifestyle changes | World Cancer Research Fund UK. https://www.wcrf-uk.org/uk/latest/press-releases/higher-number-bowel-and-breast-cancer-cases-can-be-prevented-through. Accessed June 20, 2021.
- IARC. Agents Classified by the IARC Monographs, Volumes 1â130 â IARC Monographs on the Identification of Carcinogenic Hazards to Humans. https://monographs.iarc.who.int/agents-classified-by-the-iarc/. Published 2022. Accessed March 10, 2022.
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