SIBO Tests: ungültig

Ob “SIBO” (Dünndarmfehlbesiedlung) tatsächlich die Symptome für Reizdarm-Symptome wie Blähbauch ist, ist umstritten. Das liegt vor allem daran, dass die in der klinischen Praxis zur Diagnose von SIBO verwendeten Atemtests nicht aussagekräftig sind.

SIBO lässt sich in Studien anhand von Darmflora Analysen viel mehr auf ein Ungleichgewicht in der Darmflora (Bakterien-Zusammensetzung und -Stoffwechsel) zurückführen, einer sogenannten „mikrobiellen Dysbiose“, anstatt einem Überwuchs von Bakterien im Dünndarm generell.

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Mikrobiom Dysbiose: Ursache für Reizdarmsyndrom Symptome

In den Analysen wurden zu wenige Bakterien detektiert, die Ballaststoffe verdauen und verstoffwechseln können, dafür vermehrt sogenannte opportunistische Pathogene, die Bestandteil der Darmflora sind, aber nicht in dieser Menge, so dass sich das Gleichgewicht des Darmflora Ökosystems verschiebt und der Stoffwechsel sich verändert, was für die Symptome verantwortlich sind.

"SIBO ist überdiagnostiziert und verursacht Verwirrung und Angst bei den Patienten" (Massey et al 2020)

Eine randomiserte kontrollierte Studie belegt, dass  die Dysbiose und ein ungesunder Bakterienstoffwechsel sich schon nach 7 Tagen einer ballaststoffarmen Ernährung (meist mehr Zucker, tierische Lebensmittel, Weißmehl Produkte, wenig Gemüse, Obst, Vollkrongetreide und Hülsenfrüchte) auprägt1.

Diese Dysbiose des Darmmikrobioms kommt beim Reizdarmsyndrom (IBS) in über 60% der Patienten und damit sehr häufig vor. Bei SIBO handelt es sich also im Wesentlichen um ein RDS mit Darmflora-Dysbiose.

„SIBO“ Symptome behandeln: Darmbakterien richtig füttern

Standardmäßig wird eine Antibiotika Behandlung (alte Epsidoe) durchgeführt, doch ca 40% der Menschen hilft dies nicht und bei der Hälfte kehren die Symptome nach wenigen Monaten wieder nach der Behandlung2.

Eine naheliegende Alternative wäre der umgekehrte Ansatz: das Mikrobiom aufzubauen mit ballaststoffreichen Lebensmitteln, um den Anteil der ballaststoffverdauenden Bakterien wieder zu erhöhen, Pathogene zurückzudrängen und so die individuell gesunde

Zusammensetzung und einen gesunden Bakterienstoffwechsel wieder herzustellen und das Ökosystem im Darm wieder zu regenerieren.

Wir können unser Mikrobiom tatsächlich “gesund füttern” mit ballaststoffreichen Lebensmitteln um Reizdarm-Symptome zu verbessern, Entzündungen und andere gesundheitliche Nebenwirkungen, die durch eine Dysbiose entstehen, wieder reduzieren und uns langfristig vor chronischen Krankheiten schützen (nur, wenn man sie täglich isst).

Ballaststoffe sind bei der Behandlung des Reizdarmsyndroms wirksam und haben keine Nebenwirkungen

Ballaststoffhaltige Ernährung: das A und O für einen gesunden Mikrobiom Stoffwechsel – und Symptom-Linderung

Eine Meta-Analyse aus 14 RCT Studien zeigt, dass insbesondere lösliche Ballaststoffe, zu finden in allen ballaststoffreichen Lebensmitteln wie Vollkorn Getreide, Hülsenfrüchte, Obst, Gemüse, Nüsse, (Lein)samen…) die Reizdarmsymptome bei vielen Patienten deutlich verbessern können – ganz ohne Nebenwirkungen3.

Die Studienlage deutet auf einen physiologischen Bedarf an ∼50 g Ballaststoffen pro Tag hin um sich nicht nur gegen RDS und andere Darmerkrankungen, sondern auch gegen chronische Krankheiten wie Herzkreislauferkrankungen, Diabetes Typ 2, Übergewicht etc zu schützen4–6 . Dies ist etwa das Doppelte der von vielen nationalen und internationalen Ernährungsrichtlinien empfohlen wird, die bei ca 25 g/Tag für Frauen und 38 g/Tag für Männer liegt, die sich nur auf die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bezieht und und das 2,5-fache von dem, was der durchschnittliche Deutsche täglich isst.

Tipps

  1. Mehr vollwertige, frische ballaststoffreiche pflanzliche Lebensmittel essen, weniger von industriell verarbeiteten und tierischen Lebensmitteln, da diese keine Ballaststoffe enthalten, die für das Mikrobiom im Darm als Nahrungsgrundlage dienen.
  2. Dranbleiben: Mikrobiom Dysbiosen brauchen Monate um sich zu regenerieren, auch wenn eine erste Umstellungen des Mikrobioms schon nach wenigen Tagen beginnt. Das Mikrobiom ist ein Organ, das sich anpassen kann und sich “umstrukturiert”, neu zusammensetzt, so dass es gesündere Substanzen herstellt, aber dies braucht Zeit.
  3. Langsam anfangen mit weniger vollwertigem und dann Woche für Woche den Anteil an Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten, Gemüse, Obst und Nüssen steigern.

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Dr. Sarah-Schwitalla
Dr. Sarah Schwitalla

PhD in molekularer Medizin und Biochemie 10 Jahre biomedizinische Krebs-Forschung und Pharmaindustrie Erfahrung TU München, Harvard Medical School, University of Cambridge.

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Referenzen

  1. Saffouri GB, Shields-Cutler RR, Chen J, et al. Small intestinal microbial dysbiosis underlies symptoms associated with functional gastrointestinal disorders. Nat Commun. 2019;10(1). doi:10.1038/S41467-019-09964-7
  2. Rao SSC, Bhagatwala J. Small Intestinal Bacterial Overgrowth: Clinical Features and Therapeutic Management. Clin Transl Gastroenterol. 2019;10(10):e00078. doi:10.14309/CTG.0000000000000078
  3. Moayyedi P, Quigley EMM, Lacy BE, et al. The Effect of Fiber Supplementation on Irritable Bowel Syndrome: A Systematic Review and Meta-analysis. Am J Gastroenterol. 2014;109(9):1367-1374. doi:10.1038/ajg.2014.195
  4. Afshin A, Sur PJ, Fay KA, et al. Health effects of dietary risks in 195 countries, 1990–2017: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2017. Lancet. 2019;393(10184):1958-1972. doi:10.1016/S0140-6736(19)30041-8
  5. Burkitt D. Epidemiology of cancer of the colon and rectum – PubMed. Cancer. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/5165022/. Published 1971. Accessed January 14, 2022.
  6. O’keefe SJ. The association between dietary fibre deficiency and high-income lifestyle-associated diseases: Burkitt’s hypothesis revisited HHS Public Access. Lancet Gastroenterol Hepatol. 2019;4(12):984-996. doi:10.1016/S2468-1253(19)30257-2

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