Was bedeutet probiotisch?
Von der WHO wurden 2011 Probiotika als „lebende Mikroorgansimen definiert, die in ausreichender Menge aufgenommen einen positiven Nutzen für die Gesundheit des Menschen (bzw des Wirts) haben“.
Nicht nur Nahrungsergänzungsmittel Kapseln, sondern auch Lebensmittel enthalten lebende Mikroorganismen, sogar in besonders hoher Konzentration mehr wenn man die Lebensmittel fermentiert: unter Sauerstoffausschluss setzen die auf den Lebensmitteln vorhandenen Bakterien die Kohlenhydrate im Lebensmittel um. Dadurch reichern sich so viele Bakterien an, dass man die Lebensmittel sogar „probiotisch“ nennen könnte. Zumindest solange man sie nicht erhitzt. Dann sind die Lebensmittel zwar fermentiert aber nicht mehr probiotisch. Nicht alle fermentierten lebensmittel sind also probiotisch: Bier, Wein oder Sauerteigbrot z.B. nicht.
Von der WHO wurden 2011 Probiotika als „lebende Mikroorgansimen definiert, die in ausreichender Menge aufgenommen einen positiven Nutzen für die Gesundheit des Menschen (bzw des Wirts) haben
Probiotika: Wirksamkeit nicht hinreichend bestätigt
Aus regulatorischen Gründen dürfen sich Lebensmittel jedoch nicht „probiotisch“ nennen, aber eine relevante Anzahl an lebendigen, wild gewachsenen Bakterien enthalten sie dennoch (man weiß nur nicht genau welche und wieviele, es sei denn man würde sie im Labor analysieren. Doch das ist einer der Gründe warum „probiotisch“ nicht zulässig ist), die möglicherweise auch einen positiven Effekt auf den Körper haben können. Doch leider gibt es nicht sehr stichhaltige wissenschaftliche Studien hierzu. Die gibt es jedoch auch nicht für Probiotika. Dazu in einer Podcast Episode mehr.
Bisher dürfen also nicht einmal Präbiotika damit werben, dass sie einen gesundheitlichen Nutzen erbringen. Auch die europäische Sicherheitsbehörde findet1, dass die Studienlage hier leider keine eindeutigen Beweise liefert, dass Probiotika sinnvoll für die Erhaltung der Gesundheit des Menschen sein sollen, und verbietet daher noch sogenannte „Health claims“ in Bezug auf Probiotika und probiotische Lebensmittel.
Nicht alle fermentierten Lebensmittel sind "probiotisch". So nennen dürfen Lebensmittel sich generell nicht.
Hintergrund Sauerkraut
Beim Sauerkraut findet eine Milchsäurefermentation statt, die Kohlenhydratmoleküle des Kohls werden von den Bakterien überwiegend zu Lactat, also Milchsäure umgesetzt. Weitere Fermentationsprozesse anderer Bakterien lassen auch CO2 Kohlendioxid entstehen, etwas Alkohol und abhängig vom Bakterium und welche Enzyme es hat auch etwas Essigsäure. Milchsäure oder Essigsäure senken den pH so sehr, dass Pathogene Bakterien und Schimmelpilze sich in diesem Milieu nicht wohl fühlen und das fermentierte Kohlgemüse für sehr lange Zeit haltbar machen! So hat man vor Tausenden von Jahren bereits Lebensmittel konserviert.
Ob probiotische Lebensmittel wirksam sind bei Darmproblemen, chronischen Darmerkrankungen oder Verdauungsproblemen ist noch fraglich. Ich produziere derzeit eine Serie zum Thema „Probiotika“ und deren Wirksamkeit, in dem ich diese Frage weiter untersuche und auch ein paar Studien anbringen werde. Einen ersten Überblick zur Wirksamkeit von probiotischen Lebensmitteln gebe ich in meiner Podcast EpisodeWirksamkeit von probiotischen Lebensmitteln – wissenschaftlich untersucht. (iTunes, Spotify, Google Podcasts, Youtube)
Egal ob Sauerkraut wirklich jemals zeigen wird, dass es die Verdauung unterstützt oder andere gesundheitliche Wunder vollbringt: Es ist lecker, extrem nährstoffreich und gehört meiner Meinung nach als wunderbare Ergänzung und Beilage in jede Küche.
Rezept Kurkuma Sauerkraut
Benötigt:
- 1 großes Einmachglas (1.5 – 2 L). Ich nehme immer ein Bügelglas von Ikea
- ca 1kg Kohl, klein geschnitten
- 1 EL Salz (ohne Fluorid, hemmt das Bakterienwachstum)
- 1 TL Kurkuma
- 3 EL Kümmel Samen (verdauungsfördernd und entkrampfend)
- 2 EL schwarze Pfefferkörner
- Wasser (ohne Chlor!)
So geht’s
- in einer Schüssel alles vermengen und Kohl einmassieren, so dass Wasser austritt, ca 30 Min einwirken lassen
- die Masse in ein großes, sauberes Einmachglas (mit Wasser und Seife reinigen, richtig gut trocknen) geben inkl dem ausgetretenen Wasser
- mit abgekochtem, kaltem Trink-Wasser (ohne Chlor) auffüllen bis der Kohl vollständig bedeckt ist mit Wasser
- Glas dicht verschließen und an einem dunklen, ruhigen Ort (Raumtemperatur) aufbewahren.
- Jeden Tag nachschauen, ob alles noch mit Wasser bedeckt ist, den Kohl ansonsten etwas mit einem Holzkochlöffel nach unten pressen. Der Kohl sollte immer mit Wasser bedeckt sein.
- nach ca 3-5 Tagen ist das Sauerkraut fertig, das Wasser hat sich stark getrübt durch die Bakterien. Am besten ist es den Kohl noch für 1 tag im Kühlschrank sich etwas setzen zu lassen vor dem Essen
- es kann lange im Kühlschrank aufbewahrt werden für viele Monate. Der Fermentationsprozess geht im Kühlschrank weiter, aber nur sehr langsam.
- Beachte: bei sehr warmem Wetter oder in einer gut geheizten Wohnung kann der Fermentationsprozess deutlich kürzer ausfallen, checke jeden Tag das Kraut, nach 3 Tagen kann dann schon der Prozess abgeschlossen sein. Stelle das Kraut dann noch für 1 Tag zum Ruhen in den Kühlschrank vor dem Essen.
Referenzen
- EFSA Remit & Role: With Focus on Scientific Substantiation of Health Claims Made on Foods EFSA Meeting with IPA Europe.