Kombucha: gesund?
Kombucha nimmt mittlerweile viel Platz in den Einkaufs-Regalen ein. Der Kombucha Markt ist riesig: über 240 Millionen € in der EU (Stand 2021) und er wächst kräftig weiter, laut Marktprognosen in den kommenden 5 Jahren noch einmal bis zu 25%.
Dem fermentierten, zuckerhaltigen Getränk werden diverse gesundheitliche Effekte oder „Wunder“ zugesprochen, doch wie gesund ist Kombucha wirklich?
- Ist Kombucha wirklich gesund? Was sagen Studien?
- Ist Kombucha gesund für den Darm?
- Risiken & Nebenwirkungen: Welche Schattenseiten hat Kombucha?
- Für wen ist Kombucha NICHT geeignet?
- Was braucht man wirklich für gute Darmgesundheit?
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Kombucha: kein gesundheitlicher Nutzen
Kombucha, ein fermentiertes Tee-Getränk mit langer Tradition, dem viele positive, gesundheitliche Effekte zugesagt werden: bessere Verdauung, Linderung von Hämorrhoiden, oder Gewichtsabnahme u.v.m. Doch was davon stimmt wirklich, ist das wissenschaftlich untersucht oder Anekdote?
Kombucha ist fermentiert, darf sich jedich nicht „probiotisch“ nennen. Mehr dazu in meiner älteren Podcast Episode
Kombucha hat bisher in einigen wenigen Laboruntersuchungen in Tier-Modellen (Ratten, Mäusen, Schweinen, Hunden usw.) vereinzelt Effekte gezeigt, z.B. auf den Blutzuckerspiegel, oxidativen Zellstress oder das Körper-Gewicht der Tiere.
Obwohl Kombucha eine reichhaltige Quelle für Essigsäure und Milchsäurebakterien und -hefen ist, gibt es keine veröffentlichten Studien, die die Auswirkungen des Kombucha-Konsums auf die Zusammensetzung oder Funktion der Darmflora weder bei Tieren oder Menschen untersuchen. Trotz der Hinweise auf die physiologische Auswirkungen von Kombucha bei Labor-Tieren sind die Auswirkungen beim Menschen noch weitgehend unbekannt. In einer umfangreichen Analyse wurden keine kontrollierten Studien zu Kombucha und einem gesunden Effekt auf den Menschen gefunden1.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es keine Studien über die Auswirkungen von Kombucha auf die gastrointestinale Gesundheit und die Mikrobiota beim Menschen gibt. (Kapp 2018)
Es gibt sogar 4 Untersuchungen, die einen scheinbaren gesundheitlichen Effekt von Kombucha zeigen wollten, deren Veröffentlichungen aber wieder zurückgezogen werden mussten, aufgrund zweifelhafter Daten. Dubios ist auch, dass z.B. ein weiterer Artikel auf medizinische Studien verwiesen hat, die zwischen 1925 und 1950 von Ärzten durchgeführt wurden und den gesundheitlichen Nutzen von Kombucha „bestätigten“. Die primäre Referenz von Allen (1998) enthüllte jedoch eine Website, die „anekdotische Informationen“ auflistet, die von Einzelpersonen auf einer Mailingliste gesammelt wurden, mit der Warnung, dass der Inhalt nicht verifiziert ist.
Die Bakterien in unserem Darm können nur maßgeblich über die richtige Ernährung aufgebaut werden, sprich: ballaststoffhaltige Lebensmittel. Denn Ballaststoffe sind das „Grundnahrungsmittel“ unserer Darmmikroben, die sie zum „Florieren“ bringen im wahrsten Sinne des Wortes „Darmflora“. Kombucha ist jedoch ein Getränk und enthält per se keine Ballaststoffe. Bakterien einzunehmen, anstatt die eigene Darmflora aufzubauen funktioniert leider nicht so gut laut aktueller Studienlage. Für eine bessere Verdauung und eine gesunde Darmflora kommt keiner an ballaststoffreichen, pflanzlich basierten Lebensmitteln herum.
Kombucha: Limonade mit Nebenwirkungen
Beunruhigend ist vielmehr noch, dass unter Kombucha Trinkern in der Literatur von einzelnen Fällen berichtet wird, in denen unmittelbar wenige Stunden nachdem die Menschen Kombucha tranken, starke Nebenwirkungen auftraten: Darmbeschwerden, Infektionen, Nierenversagen, Leberschäden, Blut-Stoffwechselstörungen (metabolische Azidose), Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindelgefühl 2,3.
Obwohl Kombucha-Tee als gesundes Elixier gilt, geben die derzeit verfügbaren begrenzten Erkenntnisse Anlass zu großer Sorge, dass er ernsthafte Gesundheitsrisiken bergen könnte. Vom Konsum dieses Tees sollte abgeraten werden, da er mit einer lebensbedrohlichen Laktatazidose in Verbindung gebracht werden kann (Kole 2009)
Kombucha kann je nach Zubereitung und Gärdauer teilweise so viel Zucker wie Limonade enthalten (bis zu 10 Prozent), so die Aussage der deutschen Verbraucherzentrale.
Die WHO empfiehlt höchstens 5-10% des täglichen Kalorienbedarfs mit zugesetzten industriellen Zucker abzudecken: günstigstenfalls also 25 Gramm, idealerweise weniger. 1 Glas oder Flasche Kombucha mit 330 mL enthält demnach bis zu 33 Gramm und übersteigt damit schon den Maximalbedarf.
Zuckerhaltige Getränke (Softdrinks oder Limonaden, Eistee & Co) regelmäßig zu trinken birgt außerdem weitere gesundheitliche Risiken wie Colitis, Diabetes Typ 2, Gewicht auf der Waage und sie stehen außerdem im Zusammenhang mit einem höheren Darmkrebsrisiko in jungem Alter (Diagnose unter 50 Jahre). Hierzu empfehle ich eine ältere Podcast Episode
Kombucha: bis zu 1,3 Promille
Ein weitere Punkt: Kombucha enthält geringe Mengen an Alkohol.
In einer Untersuchung der FDA (US-amerikanischen Arzneimittelbehörde) lag der Alkoholgehalt der Proben zwischen 0,7 % und 1,3 %; Methanol wurde nicht nachgewiesen. Kombucha ist demnach nicht empfohlen für Schwangere und wahrscheinlich auch nicht empfehlenswert für Menschen mit erheblichen Nieren-, Lungen- oder Lebererkrankungen, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder Immunsystem-Störungen. Der Alkoholgehalt ist auch für Autofahrer relevant und für Menschen, die Alkohol nicht gut vertragen.
Trotzdem ist Kombucha nicht verboten oder der Verkauf eingeschränkt, sondern laut offizieller Mitteilung von Behörden wie der amerikanischen FDA wird der Tee nicht als schädlich betrachtet solange man nicht mehr als ca. 120 mL trinkt täglich (4 Unzen) (ca ein halbes Glas oder 1/3 einer Flasche).
So lange nicht das Gegenteil bewiesen wird:
Kombucha am besten achtsam, bewusst und mit großer Vorsicht genießen und herstellen (wer gern selbst braut). Für manche Menschen ist er gar nicht empfohlen.
Aus der Perspektive der Darmgesundheit: Für eine bessere und optimale Verdauung kommt niemand an pflanzlich basierten Lebensmitteln herum. Natürlich ganz ohne mögliche Nebenwirkungen 🙂
Rezepte gibt es auch hier auf dem Blog oder auf Instagram @drschwitalla
Referenzen
- Kapp JM, Sumner W. Kombucha: a systematic review of the empirical evidence of human health benefit. Ann Epidemiol. 2019;30:66-70. doi:10.1016/J.ANNEPIDEM.2018.11.001
- Srinivasan R, Smolinske S, Greenbaum D. Probable gastrointestinal toxicity of Kombucha tea: Is this beverage healthy or harmful? J Gen Intern Med. 1997;12(10):643-645. doi:10.1046/J.1525-1497.1997.07127.X
- Kovacevic Z, Davidovic G, Vuckovic-Filipovic J, Janicijevic-Petrovic MA, Janicijevic K, Popovic A. A toxic hepatitis caused the kombucha tea – case report. Open Access Maced J Med Sci. 2014;2(1):128-131. doi:10.3889/OAMJMS.2014.023
- United States Public Health Service, Food and Drug Administration. Food Code 2013 [Internet]. College Park, MD 20740: U.S. Department of Health & Human Services; 2013 [cited 2016 Jan 4] p. 768. (Food Code). Report No.: PB2013-110462.
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